Dienstag, 27. Juli 2010

Der Gastspielvertrag

Aloha,

heute habe ich die Ehre, einen Gastbeitrag anzukündigen. Unser Gitarreforum-Spezi Chris von Inner Mayhem hat sich Gedanken über das Thema "Gastspielbeitrag" gemacht - ein Thema, mit dem ich mich noch nicht so ausführlich beschäftigt habe. Ich quatsche nicht lange herum, los geht's!

Vielen von euch werden jetzt erstmal denken: "häh, wofür nen Vertrag?" Aber überlegt mal, wenn ihr live spielt, leistet ihr Arbeit, die im Normalfall auch honoriert werden sollte und es gibt einfach gewisse Regeln einzuhalten, sowohl seitens der Band als auch seitens des Veranstalters.

Mündliche Absprachen, die oft einfach per Telefon laufen, sind immer so lange gültig bis es Probleme vor Ort gibt, und genau deshalb ist es besser, sich vorher schon abzusichern.

Dieser kleine Guide hier richtet sich übrigens nicht nur an "Semi/Profi-Bands" sondernd sollte jeden ansprechen, denn lieber regelt man vorher alles als später blöd dazustehen.


Wie ist der Vertrag auszufertigen?
Grundsätzlich handelt es sich um nichts anderes als einen modifizierten Dienstleistungsvertrag, ergo herrscht auch hier die Formfreiheit!
Wie aber schon angesprochen, würde ich dies unbedingt schriftlich machen falls es später zu Problemen kommen sollte.

Wer unterschreibt den Vertrag?
Der Vertrag wird geschlossen zwischen dem Veranstalter und euch als Band, vertreten durch eine Person.

Was kommt in den Vertrag?
So, jetzt wirds interessant und umfangreich.
Ihr könnt alles in den Vertrag schreiben was euch so einfällt, solltet ihr aber rein aus gesundem Menschenverstand nicht machen. Schließlich wollt ihr auch wo spielen ;)

Als praktisch haben sich folgende Punkte (grob angerissen) bewährt:

- Wer engagiert wen und wofür?
- Wie lange darf gespielt werden und wann geht es los?
- Wie viel Zeit ist für den Line/Soundcheck?
- Wie hoch ist die Gage und wie setzt sich diese zusammen?
- Wie wird gezahlt?
- Wer ist seitens der Veranstalter die Verantwortliche Person vor Ort?
- Wie groß ist der Veranstaltungsort, speziell die Bühne?
- Wie sieht die PA aus, was ist an Technik und Licht da?
- Soll eine Backline für andere Bands gestellt werden?
- Ist ein Backstage Raum vorhanden zum Umziehen etc.?
- Wer trägt die Gebühren für z.B. GEMA?
- Wie ist die Darbietung geregelt?
- Was für eine Verpflegung gibt es?
- Wie ist die Übernachtung geregelt?
- Wie viele Freikarten für die Presse gibt es?
- Wer übernimmt Werbematerial?
- Darf ein Merchandise Stand aufgebaut werden?
- Was passiert, wenn sich eine Seite nicht an den Vertrag hält?


Jetzt nicht erschrecken, natürlich müsst ihr nicht all das in euren Vertrag packen, seht dies nur als grobe Richtlinie was geregelt werden kann bzw. sollte.

Ich gehe jetzt noch explizit  auf einige Punkte ein:

Wie lange darf gespielt werden und wann geht es los?
Gerade in meinen Augen ein wichtiger Punkt, vielleicht haben es einige von euch schon mal erlebt, dass man stundenlang zu einem Gig fährt nur um dann zu erfahren, dass die Stagetime von 1:30 Stunden auf ne halbe gekürzt wird weil es zeitliche Probleme gab.
Und ich rede hier jetzt nicht davon, dass der Blitz eingeschlagen hat sondern von Problemen, die zu 100% der Veranstalter zu verantworten hat.

Wie viel Zeit ist für den Line/Soundcheck?
Ohne Soundcheck auf die Bühne zu gehen, ist in den meisten Fällen tödlich [Anm. Polly: Ach was, Rock 'n' Roll! Bei uns würde auch kein Soundcheck helfen XD]. Okay, die Saitenfraktion schafft es vielleicht, ohne sich selbst perfekt zu hören. Aber spätestens für den Sänger wird die richtige Intonation schwierig bis unmöglich.
Das ganze fällt natürlich auf euch als Band zurück wenn ihr scheiße spielt, darum lieber vorher zusichern lassen dass ihr einen ausreichenden Soundcheck bekommt.

Wie hoch ist die Gage und wie setzt sich diese zusammen?
Viele Bands spielen leider immer noch für nen Kasten Bier, das ist mit Abstand das schlimmste was ihr machen könnt. Warum? Ganz einfach, das spricht sich rum, viele Veranstalter halten regen Kontakt untereinander und tauschen sich natürlich aus, und dann heißt es beim nächsten Mal: "Hey ihr habt doch da umsonst gespielt, macht's halt wieder"; ein Teufelskreis.
So hart das klingt, aber was nix kostet, ist meistens nix wert.
Immerhin arbeitet ihr bei eurem Auftritt und beschert dem Veranstalter einen meist ordentlichen Umsatz durch Getränke und macht natürlich auch Werbung. Überlegt auch mal wie lange ihr tatsächlich für ihn arbeitet! Ist euer Job wirklich schon mit dem eigentlichen Gig getan?
Oder habt ihr eine ordentliche Anfahrt, baut euer Zeug auf und ab, macht Soundcheck usw. usw.
Da kommen einige Stunden zusammen.
Natürlich solltet ihr keine Gage verlangen, die jenseits von gut und böse ist! Als Richtlinie gilt "selbst nicht draufzahlen + eventuell bisschen was in die Bandkasse"

Wer ist seitens der Veranstalter die verantwortliche Person vor Ort?
Ganz wichtiger Punkt. Veranstalter ist da, lässt euch in die Halle und verschwindet. Oder 20 Minuten vor dem Auftritt schmiert die Technik ab und keiner ist da: Was dann?
Selbst Hand anlegen? Auf gar keinen Fall! Euch wird die Hölle heiß gemacht, wenn ihr an fremden Sachen rumgrabscht.
Darum braucht ihr eine Ansprechperson, die euch  bei der Durchführung hilft.

Soll eine Backline für andere Bands gestellt werden?
Interessanter Punkt, ihr habt einen Gig mit mehreren Bands. Leider ist es wirklich häufiger so, dass Bands absichtlich ohne Equipment anreisen (alles schon erlebt) und sich dann vor Ort durchschnorren wollen [Anm. Polly: Das erleben wir ständig!].
Meine Gitarre geht grundsätzlich nicht raus. Über den Amp können wir reden, solange kein Regler angefasst wird.
Eben gerade sowas kann man schon im Voraus regeln. Falls eine Backline gestellt wird, wird ein bestimmer Betrag auf die Gage draufgeschlagen.

Wie ist die Darbietung geregelt?
Ganz ganz ganz wichtiger Punkt. [Anm. Polly: 11111einself!]
Was darf auf der Bühne gezeigt werden und was nicht.
Natürlich bleibt ihr im Rahmen der gesetzlichen Regelungen, aber was passiert wenn ein Veranstalter sagt ihr dürft euren super Hit nicht spielen, weil ihm der Text nicht passt?
Oder ihm gefällt das Outfit eures Sängers nicht?
Regelt vorher, dass ihr nicht eingeränkt werdet, dann habt ihr später keine Probleme mehr.

Was passiert, wenn sich eine Seite nicht an den Vertrag hält?
Tja, was passiert dann? Nehmen wir an, der Veranstalter hat entgegen vorheriger Absprachen und entgegen des Vertrages auf einmal vor Ort eure Playtime um die Hälfte gekürzt, es ist kein Licht da, PA ist entgegen des Riders schrott, und ihr dürft euer Bühnenoutfit nicht tragen.
Genau deshalb schreibt ihr hier rein, dass eine Konventionalstrafe in Höhe der vereinbarten Gage gilt.
Nochmal: Ihr arbeitet dort unter bestimmten, vorher abgesprochenen Bedingungen, ihr müsst nicht alles akzeptieren.
Natürlich ist diese "Strafe" hinfällig bei höherer Gewalt, niemand kann etwas dafür, wenn es beginnt zu regnen ohne Ende und deshalb z.B. die Technik ausfällt.
Auch im Falle einer Auflösung der Band sollten alle anderen Punkte für unwirksam erklärt werden.

Fazit
Natürlich sind alle diese Punkte, die ich jetzt angesprochen habe, nicht immer notwendig und sollte auch nicht auf Teufel komm' raus in jeden Vertrag rein. Wenn ihr zum Beispiel als Band bei eurem ersten Gig in der kleinen lokalen Kneipe mit dem vollen Vertrag ankommt, lachen die euch aus. Aber gerade wenn es größer wird und mehr Geld im Spiel ist, solltet ihr euch über sowas Gedanken machen...

Wie immer laden wir euch herzlich dazu ein, mit uns über das Thema zu diskutieren oder weitere Fragen zu stellen.

Samstag, 24. Juli 2010

Wie organisiere ich eine Probe?

Ahoi,


heute habe ich Ideen zusammengetragen zur Frage des GF-Members Slash: "Wie organisiere ich eine Probe und was sollte man bei der ersten Probe machen?"
Erneut habe ich hier 5 Vorschläge, was Du tun kannst, um eine Probe so angenehm und gleichzeitig produktiv zu gestalten, wie es nur geht.


1. Kommunikation
Bei Jack's Basement läuft die Kommunikation eigentlich meistens per eMail ab. Du solltest also möglichst alle eMail-Adressen (und für dringende Sachen auch die Telefonnummern!) der anderen Bandmitglieder haben. Es empfiehlt sich, mindestens 3 Tage vor dem Probetermin mit den anderen noch einmal kurze Rücksprache zu halten, so dass jeder genug Zeit hat zu reagieren. Am besten schickst Du jede Antwort an alle Bandmitglieder, so dass alle den gleichen Wissensstand haben. Das spart Zeit.

2. Setlist/Programm
Es ist von Vorteil, wenn einer in deiner Band das Heft in die Hand nimmt und ein Programm für die Probe ausarbeitet. Das kann sowohl Songs beinhalten, die neu sind und zum ersten Mal geprobt werden müssen als auch die Arbeit an Stücken, die ihr schon länger spielt. Oftmals merkt man live, dass etwas nicht funktioniert - das muss dann natürlich geändert werden. Am besten schickst Du das erstellte Programm per Mail herum, so hat jeder die Gelegenheit, etwas hinzuzufügen oder zu ändern und keiner fühlt sich zurückgesetzt. Und vergiss nicht, das fertige Programm dann (eventuell mehrfach) auszudrucken und mitzunehmen!

3. Neue Songs
Bei neuen Songs sorgt ihr am besten dafür, dass vorab jeder eine Aufnahme hat und damit üben kann. Eine Probe ist nicht dafür da, dass jemand seinen Part lernt, sondern um das Zusammenspiel zu üben.

4. Die erste Probe
Wenn Du und deine Band das erste Mal miteinander probt, sollte euer Pensum nicht zu hoch sein. Plant eine Stunde vorab extra ein, so dass jeder in Ruhe aufbauen kann. Einigt euch, wer wo steht, achtet darauf, dass jeder genug Platz hat und sich und die anderen gut hören kann. Eine grobe Soundabstimmung ist ebenfalls wichtig - eine Gitarre, bei der alle Mitten herausgedreht sind und sowohl Verzerrung als auch die Bässe auf 10 aufgerissen, geht erstens gegen die andere Gitarre vollkommen unter und zweitens matscht sie im Bassbereich alles zu. Verlasse dich auf deine Ohren! Eventuell ist auch ein erfahrenerer Musiker bereit, dir und deiner Band bei der Soundeinstellung zu helfen. Ab und zu gibt es Bandmitglieder, die nicht bereit sind, ihren Sound (oder ihre Lautstärke) anzupassen. Wenn hier alles Reden nicht hilft, ist eine Trennung von diesem Mitglied eventuell ratsam.
Auch sollte euer Proberaum anständig beleuchtet und mit genügend Steckdosen für alle ausgestattet sein.


5. die ersten Songs
Mehr als ein oder zwei Songs bei der ersten Probe solltet ihr euch nur zumuten, wenn einige von euch schon Banderfahrung haben. Ansonsten setzt ihr euch zu sehr unter Druck, das trägt nicht zu einer guten Atmosphäre bei. Denn ihr müsst auf jeden Fall am Ende der Probe noch einmal kurz (ohne Dazwischendudeln der Gitarristen und Herumgekloppe des Schlagzeugers) noch einmal kurz absprechen, ob alle zufrieden waren und was geändert werden sollte. Ebenfalls kann man schon einmal über den nächsten Probetermin sprechen. Hier ist es vorteilhaft, wenn jeder seinen Kalender (in egal welcher Form!) bei sich hat, so dass jeder sich den Termin notieren kann.

So, das war es auch schon wieder. Wenn Du etwas hinzuzufügen hast, zögere nicht, einen Kommentar zu hinterlassen. Auch würde mich interessieren, wie andere Bands die Kommunikation handhaben.

Bis zum nächsten Mal!


Polly
xoxo