Samstag, 11. Februar 2012

Was muss ich bei Gigs mitbringen?

Aloha,

auf Anfrage von Johnny Dot und Blackstar aus dem Gitarrenforum beschäftige ich mich heute mit der Frage "was muss man als Band zum Gig mitbringen?".
Zunächst einmal: Sowas sollte man angemessen weit im Vorfeld klären, nicht erst zwei Tage bevor die Sache startet. Eine Rundmail an alle Beteiligten eine Woche vor der Veranstaltung ist meist  ausreichend. Dabei könnt ihr auch direkt nach Telefonnummern von anderen Bands, Veranstaltern etc. Fragen. Falls ihr im Stau stehen solltet oder etwas anders Unvorhergesehenes passiert, und ihr nicht rechtzeitig da sein könnt, werdet ihr sie brauchen. Idealerweise ist einer von euch der Ansprechpartner, der dann auch vor Ort mit den Verantwortlichen alles kurz abspricht – zumindest aber sollte er das Eis brechen, schließlich kennt er sein Gegenüber bereits. Dabei gilt: Einen freundlichen Kontakt sowie allürenfreies Auftreten weiß jeder zu schätzen.
Für die Anfahrt und eventuell den Aufbau solltet ihr Getränke dabei haben, es kann schon mal vorkommen, dass z.b. die Bar noch nicht offen oder der Backstage-Kühlschrank noch nicht bestückt ist. Ebenso ist es wichtig, dass ihr den Anfahrtsweg kennt, die Adresse wisst und ein Navi habt. Bei The Blackest White gibt es außerdem grundsätzlich für jeden Gig einen Zeitplan, der zuvor per Rundmail an alle Bandmitglieder geht.
Kommen wir nun zum Equipment, das ihr mitbringen müsst: Das ist erstens in hohem Maße von der Zusammensetzung eures musikalischen Projekts abhängig und zweitens von der Veranstaltungs-Location. Gehen wir zunächst davon aus, dass ihr die einzige Band am Abend seid, dann muss auf jeden Fall jeder Musiker Verstärker, Box, Instrument, Kabel, Stimmgerät und alles, was er sonst noch braucht, mitbringen. Dazu findet ihr hier den Link zu einer kleinen Checkliste, die ihr euch einfach ausdrucken könnt. Es bietet sich an, für das kleinteilige Zubehör einen Koffer besorgen, in dem bequem alles Platz findet. Für Leute mit vielen Bodeneffekten ist außerdem ein Effektboard empfehlenswert.
Bei den meisten Clubs, Festivals und manchen Jugendzentren ist eine PA inklusive Monitoren, Mikros, Mikroständer und Kabel und sogar eine Lichtanlage bereits vorhanden, bei Geburtstagen, in Kneipen oder Cafés eher nicht. Dementsprechend habt ihr in Kneipen vermutlich mehr Aufwand, da ihr alles erst einmal anschleppen müsst. Dazu eignet sich nach meiner Erfahrung am besten ein Transporter, ein Sprinter hingegen ist vermutlich schon deutlich zu groß. Wenn ihr sogenanntes "kleines Besteck" habt, also kleinere Verstärker für etwas beengtere Möglichkeiten, statt einer 4x12er Box eine 2x12er oder einen Combo, oder ein Drumkit, das z.b. Eine Tom weniger hat, kommen die hier vermutlich zum Einsatz, denn ein Marshall oder Mesa Boogie-Fullstack ist in einem Café oft völlig überdimensioniert. Ebenso müsst ihr hier oft aus Platzgründen auf Monitore für alle verzichten. Meistens bekommen nur Sänger und Drummer Monitore, vor allem wenn die Gitarren sowieso nicht abgenommen und über die PA gejagt werden. In-Ear-Systeme bieten euch die Möglichkeit, das zu umgehen. Auch hierfür habe ich eine Checkliste angelegt.
Die Ausgangssituation ändert sich auch, wenn noch andere Bands mit euch auftreten bei besagtem Gig, denn diese wollen möglicherweise ihr eigenes Equipment benutzen. Typischerweise ist das bei Konzerten in Musik Clubs oder bei Festivals der Fall. Das ist etwas, das im Vorfeld ebenfalls abgeklärt werden muss, denn oft halbiert sich die Menge dessen, was ihr mitbringen müsst durch ein wenig Koordination im Vorfeld. Dabei solltet ihr abklären, ob Equipment gemeinsam benutzt wird, wer haftet, wenn etwas kaputt geht und ob das Zeug auch den ganzen Abend zur Verfügung steht – es kommt nämlich vor, dass jemand früher gehen will/muss und ihr dann plötzlich z.b. ohne Box dasteht. Fast immer bedeutet diese Situation bei den Drums, dass eine Band das Drumkit stellt und die anderen Drummer nur ihren "Intimschmuck", also Becken, HiHat, Fußmaschine und Snare mitbringen müssen.
Zum Thema PA schlage ich vor, dass ihr euch einen Soundmann sucht, den ihr fest dabei habt. Das bringt mehrere Vorteile mit sich: Zum einen, dass euch live jemand mischt, der euch kennt und dem euer Sound wichtig ist.  Zum anderen kann der euch genau sagen, was und wie man in welcher Situation mit Mikros abnehmen sollte. Drittens habt ihr ein Crewmitglied mehr, das euch beim Tragen helfen kann :D und viertens arbeitet ein eingespieltes Team wesentlich schneller und und zuverlässiger als Leute, die sich untereinander nicht kennen. Allerdings gibt es Locations, die externe Mischer nicht ans Pult lassen – das macht aber nicht, denn euer Mann kann sich daneben stellen und Anweisungen geben, schließlich weiß er genau, wann die Gitarrensoli kommt und kann dann schon rechtzeitig sagen "mach' mal lauter " :D
Wenn ihr keinen eigenen Mischer habt, macht euch an dem Abend auf jeden Fall mit dem anwesenden Techniker bekannt. Idealerweise habt ihr zuvor einen Tech Rider eingereicht, auf dem genau verzeichnet ist, was ihr an Mikros braucht und wie ihr auf der Bühne aufgestellt seid, so dass im Vorfeld Monitore, Mikroständer und Mikrofone angeordnet werden können; das ist auch wichtig damit der Techniker weiß, wieviele Kabel gebraucht werden und wie sie liegen müssen.
Es ist schwierig, hier alle Eventualitäten zu erfassen. Im Allgemeinen gilt: Je größer die Anlage, desto wahrscheinlicher, dass ihr die Gitarren, Bass und Drums abnehmt (den Bass per DI-Box) und über die PA laufen lasst und dass es für alle Monitore gibt.

Das war's für heute, bis zum nächsten Mal.

Polly