Donnerstag, 17. November 2011

Die Bandinfo - was soll rein, was besser nicht?

Die Bandinfo ist ein wichtiges Thema für alle Bands, die gern auch außerhalb ihres Proberaums stattfinden wollen. Üblicherweise ist so eine Info, je nach Inhalt, etwas für Veranstalter, Journalisten oder eingefleischte Fans; Musikkonsumenten sollte man (auf der Homepage oder sonstwo im Netz) immer die Chance geben, direkt in die Musik reinzuhören.
Im ersten Teil dieses Blog-Eintrags beschäftige ich mich damit, was meiner Meinung nach in eine Info gehört, und was man beim Schreiben beachten sollte. Im zweiten Teil gehe ich dann darauf ein, was auf keinen Fall hinein gehört. Das Ganze findet, wie gewohnt, auf Anfänger-Niveau statt.
Derek Sivers, Gründer von CD Baby und Betreiber von www.sivers.org, schlägt vor, dass man die Info in vierfacher Ausführung parat haben soll:
1. Eine superlange Fassung, die im Grunde eher Infos für Fans bietet
2. Eine ausführliche Fassung, die aus 2-3 Paragraphen besteht
3. Ein Paragraph mit den wichtigsten Sachen (Homepage)
4. Ein Satz, sozusagen euer Mantra, eure Quintessenz (Presseartikel jeglicher Art! Je nach Kürze und Würze auch für Shirts, Sticker etc. geeignet)
Mit diesen vier Fassungen deckt ihr so gut wie alles ab - vom Zeitungsartikel über Fan-Inhalte bis zum Booking. Ich werde nun darauf eingehen, was in Fassung Nr.2 reingehört; die Info könnt ihr im Baukastenprinzip gestalten. Es ist z.b. sinnvoll, einen Paragraph mit Presseinfos zu verfassen - die meisten Journalisten sind nämlich chronisch überarbeitet und sind dankbar, wenn sie brauchbare Vorlagen bekommen. SO könnt ihr also beeinflussen, was in etwaigen Artikeln über eure Band steht!

1. Ein interessanter Satz, der den Leser neugierig macht, eignet sich als Einstieg und gleichzeitig als der eine Satz, den man in der Zeitung als Überschrift nehmen wird, wenn man über euch schreibt. Bei meiner Band The Blackest White lautet dieser Satz "TBW klingen wie zwei Teenager auf dem Rücksitz von Papas Cadillac". Denkbar wäre z.B. bei einer Black Metal-Band "Wer ein Stück von ABC hört, kann förmlich die Kälte der nordischen Wälder spüren und das Heulen der Wölfe hören, das einem das Blut in den Adern gefrieren lässt." Bei einer Metalcore-Band würde ich eher einen Maschinen-Vergleich wählen, um die Präzision angemessen darzustellen.

2. Wer seid ihr? Dieser Punkt ist selbsterklärend, ich glaube selbst die schlechteste Bandinfo der Welt enthält zumindest den Bandnamen :) Die Bandmitglieder können in dem Atemzug ebenfalls erwähnt werden.

3. Woher kommt ihr? Wichtig, weil a) Veranstalter dann abschätzen können, was ihr an Anfahrtkosten bräuchtet, ob ihr evtl. eine Fanbase (bei regionalen/lokalen Sachen) mitbringt etc. Und b) ist es einfach persönlicher, wenn man seinem Gegenüber mitteilt, wo ein großer Teil der eigentlichen Arbeit der Band stattfindet.

4. Seit wann gibt es euch? Wenn ihr nicht wie Newcomer behandelt werden wollt, dann packt das in die Info mit rein. Gehört zu den wichtigen Eckdaten.

5a. Was spielt ihr für einen Musikstil? Schärft euer Profil! Ja, ich weiß, "unsere Musik klingt unvergleichbar/wir wollen nicht in eine Schublade gesteckt werden/unser Sound ist anders als alles bisher Dagewesene". Aber mal ehrlich: Darunter kann sich ein Veranstalter nichts vorstellen - und auch sonst keiner. Beispiel: Ein VA sucht eine Punkrockband für ein kleines Festival. Ihr bewerbt euch, er denkt "coole Band", und dann stellt sich raus, dass ihr 80er Synthie Pop spielt. Erspart den Leuten das Herumgesuche, traut euch der Welt mitzuteilen: "Wir machen dies und das, und wenn das nicht passt, dann halt nicht. Aber so sind wir." Ihr könnt es eh nicht jedem recht machen, also versucht es gar nicht erst.

5b. Wie wer klingt ihr? Nennt ein paar Bands, zwei oder drei reichen völlig aus. 

6. Erfahrungen bzw. Erfolge: Habt ihr schon eine stattliche Anzahl an Konzerten gespielt, vielleicht mit namhaften Bands die Bühne geteilt? Ein Voting im Internet gewonnen? Wart ihr in bekannten Magazinen vertreten? Das sind interessante Infos!

Was soll nicht rein?
1. Kein Mensch will Dinge wie "kreischende Gitarren", "groovende Drums" und "pumpender Bass" schon wieder lesen müssen. Das ist auch unnötig, denn natürlich liegt eurer Info eine CD oder zumindest (bei Online-Bewerbungen) ein Link bei, damit der Betreffende reinhören kann.

2. Ob euer erster Bassist nach der 3. Probe aus der Band flog, weil er wegen eines Knastaufenthalts nicht zur Probe erschien, ist völlig uninteressant für eine Info, die sich an Veranstalter richtet.

3a. Grammatik- Rechtschreib- und Interpunktions-Fehler am laufenden Band. Jedes anständige Office-Programm hat eine Rechtschreibprüfung und es dauert nur eine bis zwei Minuten, bis man einen Text dieser Länge durchgearbeitet hat. Falls ihr euch nicht sicher seid, fragt jemanden aus eurem Freundeskreis, der sich damit auskennt.


3b. Auch die Formatierung ist wichtig: Macht durch Absätze kenntlich, welche Teile des Textes zusammengehören. Schreibt euren Bandnamen immer kursiv oder fett, damit er hervorsticht (unterstreichen finde ich ein bisschen zu aufdringlich, obwohl es im Grunde nichts anderes ist; es kommt mir aber irgendwie unpassend vor).


Zum Schluss noch etwas, das ich für sehr, sehr wichtig halte: Schreibt eine Info, die ihr selbst gern lesen würdet. Sprachliche Stilmittel wie z.b. Alliterationen und die Kohärenz des Textes sind dazu geeignet, einen Text interessanter zu machen (immer nur "und...und...und" ist langweilig!) Wenn ihr selbst gern lest, was da steht, ist das vermutlich auch bei anderen der Fall.
Alternativen zur Bandinfo habe ich ebenfalls anzubieten. Erstens: Ich habe noch NIE (!) eine Bandinfo in Videoform gesehen - frei nach dem Motto: "XYZ in 59 Sekunden". Das hat zugleich den Vorteil, dass ihr den Angesprochenen unterschwellig mit eurer Musik beschallen könnt, nämlich sowohl im kurzen (3-5 sekündigen) Vorspann als auch als Untermalung für eurer Gequatsche.
Und Zweitens: Einen Song, in dem sich eine Band vorstellt, habe ich ebenfalls noch nicht gehört. Das kann z.b. in Form von Videoslides mit Untertiteln passieren, oder ihr dreht gleich ein richtiges Video. Aber auch hier liegt die Würze in der Kürze: Es sollte nicht länger dauern, als man für das Lesen eurer Info braucht.

Abschließend noch zwei Empfehlungen für Leute, die mehr wollen: Zum einen das kostenpflichtige eBook "Werbetexten für Musiker" von Nils Kolonko, zu beziehen für 5€ unter diesem Link.
Und zum anderen das kostenlose eBook "How to Call Attention to Your Music" von Derek Sivers, zu beziehen unter diesem Link.

So long,

Polly T. Wood