Dienstag, 14. September 2010

Wie funktioniert eine Band?

Hallo zusammen,

da wir uns mit Jack's Basement nach der Sommerpause für Gigs vorbereiten mussten und in Sachen CD ebenfalls zu tun hatten, hat es mit dem neuen Beitrag ein wenig gedauert; dafür ist er diesmal ziemlich üppig ausgefallen. Es dürfte euch auch interessieren, dass ich momentan über eine Buchveröffentlichung von "X Dinge" nachdenke.
Heute widme ich mich der Frage des GF-Users Slash™, der wissen möchte, wie eine Band funktioniert. Dafür nehme ich als Beispiel meine Band und ergänze durch Beispiele berühmter Musiker.

Demokratie oder Diktatur?

Viele Bands haben einen sogenannten kreativen "Mastermind". Chris Daughtry von der Band Daughtry firmiert sogar unter seinem eigenen Namen; bei Metallica teilten sich James Hetfield und Lars Ulrich diese Rolle sehr lange. Darüber hinaus sind diese kreativen Köpfe manchmal auch noch das Sprachrohr der Band, also derjenige, der die Band nach außen hin vertritt. Auch hier ist Lars Ulrich das perfekte Beispiel, genau wie der gerade bei Dream Theater ausgestiegene Mike Portnoy (wer wohl diese Lücke füllen wird?). Bei Jack's Basement läuft das genauso ab.
Die Art der Entscheidungsfindung ist oft unterschiedlich: Die eine Band stimmt demokratisch ab, in einer anderen Band überlassen alle dem Bandkopf gewisse Entscheidungen. Was für euch dabei richtig ist, solltet ihr mit den anderen Bandmitgliedern durchsprechen - versucht, einen Konsens zu finden.

Songwriting

Klassischerweise schreibt der kreative Kopf die Songs. Das hat den Vorteil, dass die Sachen "wie aus einem Guss klingen", wenn derjenige sein Handwerk versteht. Es gibt natürlich auch massenhaft Bands, bei denen es mehrere Songwriter gibt. Ich selbst habe mit dieser Situation schon durchaus positive, aber auch sehr negative Erfahrungen gemacht. Im Moment schreibe ich die meisten Songs bei uns, allerdings hat unser Schlagzeuger Pulo die Idee für "Complete me" geliefert, die wir dann gemeinsam ausgearbeitet haben. Bei einem neuen Song mit dem Arbeitstitel "Monster" haben wir sogar im Proberaum ganz spontan darauf losgeschrieben. Wir haben darüber geredet, wie es klingen soll, was wir uns so vorstellen und auf einmal war ein Song da. So etwas funktioniert nur genau dann, wenn alle bereit sind an einem Strang zu ziehen. Wenn aber ein Mitmusiker um jeden Preis an einem Song mitschreiben will, aber keine Ideen vorbringt, die dem Songwriter bzw. dem Rest der Band gefallen, kann es Probleme geben. In einer solchen Situation rate ich dazu, sich alles in Ruhe anzuhören und nicht salopp zu
sagen "das ist sch***e". Das verletzt denjenigen der den Vorschlag gemacht hat nur unnötig. Stattdessen solltet ihr etwas vorbringen wie: "Das gefällt mir nicht". Das ist hart, aber ehrlich und trifft die Sache ganz genau. Richtig fruchtbar wird es genau dann, wenn ein Gegenvorschlag kommt und man sich sozusagen gegenseitig inspiriert, denn dann hat jeder sich eingebracht und entdeckt im Song etwas von "seiner Idee" wieder.

Arbeitsteilung

Auch ein kreativer Kopf braucht ein gutes Team (hier möchte ich auf Nils Kolonko verweisen, der u.a. das Team-Prinzip in seinem Buch "Bandologie - wie man als Musiker seine Band zum Erfolg führt" ausführlich erläutert. Auch die Aufgaben, die in einer Band typischerweise anfallen, führt er auf. Dieses Buch hat mir enorm weitergeholfen und wir haben mit Jack's Basement, seit ich es gelesen habe, deutlich mehr Zugriff auf unsere Webseiten und eine Band, die durch Arbeitsteilung wesentlich besser funktioniert als zuvor: Mehr große Gigs, deutlich gestiegener Verkauf von CDs und T-Shirts bei Konzerten, ein professioneller Newsletter und und und).
Das bedeutet, euer Lenker und Denker braucht konkrete Hilfe bei der Umsetzung vieler Dinge. Aufgaben wie die Betreuung der Homepage und der Profile bei sozialen Netzwerken fallen in jeder Band an, und in Zweierteams lassen sich Flyer einfach besser und angenehmer verteilen. Hierzu habe ich einen Tipp: Wir haben kürzlich für ein Konzert eine limitierte Mini-Auflage einer Promo-CD gebastelt, und das wäre für eine Person wirklich anstrengend gewesen; zu dritt war es allerdings überhaupt kein Problem. Es müssen sich auch nicht immer alle beteiligen - aber es macht mehr Spaß und das Band-Feeling, das dabei aufkommt, spürt ihr beim nächsten Auftritt. Garantiert.
Bei dieser Aufgabenverteilung stellt sich meistens recht schnell heraus, wer wofür ein Händchen hat. Bei der Metalband Blind Guardian beispielsweise weiß ich aus einem Interview, dass der Leadgitarrist André Olbrich sich für Aufnahmetechnik interressiert und einen Großteil der Musik schreibt, während der Sänger Hansi Kürsch Interviews gibt und die Texte verfasst.
Noch eine Anmerkung: Wenn eine Aufgabenverteilung nicht den gewünschten Effekt hat oder durch (meist zeitliche) Gründe nicht mehr zu realisieren ist, spricht auch überhaupt nichts gegen eine Umverteilung.

Ich hoffe, dass ihr hiermit einen Einblick bekommen habt. Für weitere Fragen stehe ich euch natürlich jederzeit zur Verfügung.

Polly
xoxo

P.S.:
Gerade bei Facebook reingekommen. Hier hat die Band Caracho ein Video-Interview mit dem Titel "Die wichtigsten Bausteine für den Erfolg einer Newcomer Band in 10 Minuten" gegeben. Sehr geil!